Theater am Fleischmarkt (Bühnenbilder, Plakate, Kostüme), 1957-58

Josef Mikl: Anmerkungen

 

Das Theater am Fleischmarkt lebte intensiv, aber kurz.

Nach erfolgter Gründung, mit uns als guten Vorstandsmitgliedern, kamen Stücke von Beckett, Feydeau, Ghelderode, Genet, Ionesco.

Allerdings wurde meine bereits affichierte Lithographie, Theaterplakat, vom Direktor mit Publikumsangst überpickt.

Kein gutes Omen.

Publikum kam nicht, schlechte Kritiker kamen, Witzeleien, Dummheiten, Gelächter für unsere Dichter und Maler-Bühnenbildner.

Die engagierten Darsteller spielten täglich vor wenigen Besuchern, Freikarten-Besucher eingerechnet.

Schandbares Wien mit seinem schandbaren Kunstverhalten.

Die Inkubationszeit bis zur Anerkennung der Qualität dauert hier über hundert Jahre länger als anderswo.

 

Eine von mir gewidmete, selbstgenähte Applikation (2,5x10 m) über der „Escorial“-Bühne verschwand schnell, sie wurde nie gefunden.

Ebenso ging es der Applikation (2x10 m ) über der Porcia-Bühne, sei gefiel auch dem Bürgermeister nicht.

Wochinz übergab mir tapfer ein Paket mit meiner aufgetrennten Arbeit.

Sie hätte sonst nicht in die Verpackung gepaßt, meinte er.

 

in: Johann Nestroy Häuptling Abendwind Vorarbeiten Bühnenentwürfe Ölbilder Graphik 1994-1998

 

 


Bühnenbild zu Michel de Ghelderode, Escorial

Bühnenfahne: 2,5 x 10 m 

Skizze der Bühnengestaltung


Skizzen zu den Kostümen für das Theater am Fleischmarkt

 

Plakatentwurf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bühnenbild von Josef Mikl

 

Der Schauspieler Walter Langer erzählte 2011 in einem Gespräch mit Gabriele Baumgartner von ihrer Zeit im Theater am Fleischmarkt. Weiterlesen:



 

Josef Mikl: Theater und Malerei

 

Im Theater sind die Auftritte von einem, von zwei Komödianten die spannenden, die konzentrierten, kommen weitere dazu, wächst die Gefahr, es entsteht Zerstreuung, Verwirrung.

Je größer die Anzahl der Schauspieler, desto größer die Anzahl der Nichtbeteiligten, der Dilettanten, der nicht ausgefüllten Stellen.

Die guten Theaterstücke, die guten Opern, die gute Malerei entgingen dieser Gefahr von alters her.

Wer mehr wegnimmt, bringt mehr.

Nur wenige Große konnten es anders.

Das Publikum liebt die Statistenopern wegen ihrer Massenauftritte.

Bei Canetti kann man vieles über die Massen lernen.

Sie ist schwer zu bändigen und trotzdem primitiv leicht zu beherrschen.

Schinkenmalerei, Schlachtenmalerei, Politikermalerei sind durch ihre Anhäufungen immer primitiv -

nur Altdorfer malte seine Alexanderschlacht apokalyptisch.

Er malte die Warnung vor der Menge.

 

in: Josef Mikl: Theater und Malerei. In: Josef Mikl (Hrsg.): Josef Mikl. Johann Nestroy Häuptling Abendwind Vorarbeiten Bühnenentwürfe Ölbilder Graphik 1994-1998. Wien, 1999, o. P. (mit Texten von Otto Breicha, Helga Dostal, Karl Kraus, Ferdinand Kürnberger, Josef Mikl, Johann Nestroy, Sigismund von Radecki).