Zur Verleihung des Ehrenringes der Stadt Wien am 15 Oktober 2004
Als damals meine großen Künstlerfreunde diesen Ring bekamen, zuerst Herbert Boeckl
und dann Roland Rainer, machte das einen großen Eindruck auf mich Dauerwiener,
hier geboren und geblieben bis zum heutigen Tag.
Semmelweißklinik, Brutkasten, Schrebergarten, Schulen, Arbeiten und Wohnen immer
in Wiener Bezirken, denn diese Bezirke sind weite, weltweite Bezirke.
Nicht für den Kunsttouristen allerdings, der mit dem Motto scheinlebt und weggeht: schneller
dort sein, aber nicht wissen, mit welcher Richtung.
Dieser Kunsttourismus ist, wie jeder Tourismus, ein totaler Einstampfer aller Unterschiede,
aller Eigenwilligkeit.
Die Eigenwilligkeit kommt, wie jede Eigenwilligkeit weiß, aus dem jeweiligen Kopf, sie ist
mit ihm geboren und unverwechselbar.
Alles andere ist Provinz, mag es globaler als global sein, tiefe Provinz.
Waas man nicht ist, kann man nicht werden, da helfen viele Flugstunden nicht, mögen sie noch
so weit wegführen.
Die Wiener Schubert und Qualtinger, Grillparzer, Raimund, Saar und soviele andere haben
gut gedacht und blieben, Wien bleibt Wien, dachten sie, auch wenn die Mehrzahl der
überwiegenden Wiener Sumper das anders versteht.
Wien ist anders, von 15 Österreichischen Nobelpreisträgern sind 12 in Wien geboren,
den Sumpern zum Trotz. Manche Ausgezeichnete wollten hier bleiben, aber Hitler kam
und sie mussten weggehen, um nicht zu sterben.
Andere Große sind seit Jahrhunderten nach Wien gekommen und nicht wieder weg, haben
sich bei uns hereingeboren, sind Wiener geworden, für immer und ewig, den Wiener Sumpern
zum Trotz.
Denn in diesem Wiener Sumpersumpf zu arbeiten und nicht unterzugehen bedeutet:
einen festen Stand zu haben.
So ist es.
Danke!
Josef Mikl