Die Gescheiten und die Gescheiterten

(für Martha Jungwirth)

 

Etwas Wichtiges aus der Kunst kennen lernen, erkennen, etwas, womit Hollywood nicht rechnet, womit der Durchschnittssumper nicht umgeht, was in Trachtenschlössern und Seitenblicken nicht vorkommt, wovon der Generaldirektor, der Funktionär und viele andere nicht einmal geträumt haben – etwas für Gescheite, nicht für Gescheiterte.

Kinder lieben Kasperltheater, Gescheiterte lieben Fernsehen mit beweglichen Fotos und eingeblendetem Lachen.

Dazu gewinnt (im Tevaugered – Wiener Aussprache) der Reklamekasperl mit dem blöden Gesicht. Gescheiterte sehen keine Bilder, nur Gebrauchsgraphik, lesen keine Bücher, nur Zeitungen, besitzen keine plastische Erfahrung, nur Designerkotflügel, hören keine Musik, nur Radiolärm.

Sponsoren, Direktoren, Kuratoren, Kommentatoren und andere Toren arbeiten mit Gehalt, aber umsonst.

Der kluge Tischler und sein gelungener Sessel: ein gescheiterter sitzt darauf und verdeckt das gute Stück, nicht für immer.

Geduld, gute Sessel, gute Bilder, gute Musik und gute Bücher!

Eure Zeit wird kommen und wenn es hundert Jahre dauert, länger sitzt kein Gescheiterter.

 

Josef Mikl,

Wien im April 2005